"Sieben auf einen Streich" in Obertshausen
Zweiphasiger städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb 2022/2023
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
2. Preis
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vom Juni 2023
Der Entwurf unterscheidet in einen baulich gefassten Stadteingang im Nordwesten und in einen landschaftlichen Stadteingang im Osten.
Die rückgebaute B448 wird in unterschiedlichen Abschnitten als neuer Bewegungsraum gestaltet. Als Stadtboulevard mit mittiger Grünachse und Radweg im Nordwesten, als sorgfältig gestalteter Platzraum mit gut durchdachtem Nutzungsprogramm an der Gathof-Kreuzung und als Stadtboulevard mit seitlichen Rad-Fußwegen im Südwesten, bieten die einzelnen Sequenzen einen stimmigen Gesamtzusammenhang. Nicht eine lange Ost-West-Achse, sondern die Aufenthaltsqualitäten, die ebenerdigen Querungen und die angelagerten Nutzungen vernetzen die Stadtgebiete und bilden einen attraktiven neuen Straßenraum in ihrer Mitte für Obertshausen aus. Die Maßstäblichkeit der flankierenden Gebäude und die detailreiche Programmierung lassen einen lebendigen und belebten Straßenraum erwarten. Das Bild einer spannenden „Dorfstraße“ wird hier ganz neu interpretiert und zukunftsweisend gestaltet.
Während sich im Nordwesten die Neubebauung zu einem neuen Quartier mit Schule und Kindergarten verdichtet, wird die raumbildende Bebauung entlang der Straße ausdifferenziert, um die Nord-Südverbindungen zu stärken. Ein vielfältiges Angebot von Wohntypologien wird eröffnet, z.B. mit Wohnzeilen im Norden mit Dachgarten und gewerblich nutzbarem EG und offenen Blockstrukturen mit Süd ausgerichteten Freiräumen.
Der Platz an der Gathof-Kreuzung verbindet die beiden Stadtteile. Er setzt mit Bibliothek, Café und offener Halle einen Rahmen für einen öffentlichen Markt und Festplatz, der beide Stadtteile verbindet. Die Schönbornstraße wird räumlich gefasst durch die Aufstockung des bestehenden Marktes, und den Saum von Kita, Jugendhaus, Jugendwohngemeinschaft und Ärztehaus. Kritisch diskutiert werden die vorgeschlagene Dichte und die Setzung des Hochpunktes an der Stadteinfahrt.
Der bestehende Stadtwald wird geschützt und nur im Norden von Wohnzeilen gerahmt. Die gewerblichen Nutzungen und Freizeitangebote sind im Südwesten angelagert, treten aber in die zweite Reihe, um die grüne Fassung der landschaftlich geprägten Stadteinfahrt zu stärken. Spielerisch verbinden fünf kleine Folies mit untergeordneten Nutzungen noch die öffentlichen Plätze im Stadtraum: Eine Geste, die vielleicht der Wiedererkennung dient, aber gut auch die Nebennutzungen gemeinschaftlicher Angebote integriert.
Das Verkehrskonzept ist schlüssig und setzt auf das Ziel der Verträglichkeit der Nutzungsansprüche aller Verkehrsarten bei Reduzierung der Verkehrsgeschwindigkeit auf 40KM/H. Bevorzugt werden aktive Verkehrsformen. Als innovatives Angebot für ein neues Mobilitätskonzept schlägt der Entwurf neben Radwegeverbindungen und dezentralen Quartiersgaragen auch eine Ringerschließung durch einen autonom fahrenden Busverkehr vor, der beide Stadtteile in einem Loop verbindet.
Das Angebot an neuen Freiräumen, neuen Bäumen und der Erhalt des besehenden und identitätsprägenden Stadtwaldes bieten viele Möglichkeiten, die Freiräume sinnvoll zu vernetzen und einen nachhaltigen Beitrag in einer klimagerechten Stadt- und Freiraumplanung zu liefern. Die Konzeptbausteine zur Kühlung, Regenwasserrückhaltung und Regenwassermanagement werden gewürdigt.
Im Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen liegt die BGF leicht über dem Durchschnitt der eingereichten Arbeiten.
Der Entwurf denkt die B448 und Obertshausen in einem konsequenten und visionären Gegenentwurf zum Bestand neu. Entstanden ist dabei ein Bild einer zukünftigen Entwicklung, die gleichermaßen der Innenentwicklung und der Qualifizierung der Freiräume gerecht wird.
Hoeckle-Areal in Mössingen
Planungswettbewerb 2021
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
Anerkennung
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vom Oktober 2021
Der Entwurf setzt mit einer kleinteiligen Bebauung einen nachvollziehbaren Maßstab in der Umgebung. Wohnhöfe umschließen ein öffentlich zugängliches grünes Band von Norden nach Süden, welches
das Hoeckle-Areal neu mit den angrenzenden Quartieren verbindet. Während im Nordwesten der Baumbestand weiterhin den Ortseingang prägt, zeigt sich die neue Bebauung an der Karl-Jaggy-Straße im
Südwesten und kündigt die Innenstadt von Mössingen an. An dieser Stelle öffnet sich auch der Zugang zum Quartiersplatz. Hier wird auch die Bushaltstelle richtig platziert.
Zwei Bestandbauten werden als identitätsstiftende Bauteile erhalten und bestimmen zukünftig die neue Mitte: Zwischen altem Ziegelgebäude und der Halle spannt sich der neue Quartiersplatz auf. Die
Distanz zwischen den Bestandsgebäuden und der Übersprung zum Grünraum erfordern ein überzeugendes Nutzungskonzept und eine starke räumliche Fassung des Platzes, doch die großen Neubauten rahmen
diesem Ort leider nicht angemessen. Einer eigenen Geometrie folgend, reagieren die Neubauten weniger auf die räumliche Situation und ihre unmittelbare Nachbarschaft als auf die Logik ihrer Reihung im
gesamten Areal. Die gewerbliche Nutzung ist am Quartierseingang und am Quartiersplatz sicherlich richtig adressiert, doch die grünen Vorzonen in der Erschließung lassen sie in die zweite Reihe
treten.
Damit ordnen sie sich in die Struktur der reinen Wohnhöfe ein. Die Wohnhöfe selbst sind gut dimensioniert und bilden mit ihren grünen Innenhöfen einen guten Übergang zu den Gärten in der
Nachbarschaft. Mit 3-5 Geschossen ist ihre Höhenentwicklung gut nachvollziehbar.
Alle Erschließungswege werden von Grünstrukturen begleitet. Es ist ein fast autofreies Stadtquartier, das von unterschiedlich gestalteten Grünräumen lebt. Durchgängige Querachsen von West nach
Ost binden das Wohnquartier über die Lichtensteinstraße in die bestehenden Strukturen ein. Das grüne Nord-Süd-Band in ihrer Mitte ist ein naturnah gestalteter Grünraum, der als Aufenthalts-,
Spiel und Bewegungsfläche
und als Retentionszone, das Hoeckle-Areal mit seiner Nachbarschaft und der Stadtmitte verbindet. Mit einem Spielplatz wird im Norden der Übergang in die Nachbarschaft gestaltet. Sehr
selbstverständlich gelingt auch der Übergang vom Grünen Band zu Stadtmitte und der Steinlach.
Die Hoferschließung beruht fast ausschließlich auf Zweispänner-Typen, was einen Durchgang von den Wohnwegen zu den Gartenhöfen erlaubt, aber leider einen hohen Anteil an Verkehrsflächen zur Folge
hat.
In der vorgeschlagenen Kombinatorik als Dreispänner wird deutlich, dass diese Erschließung leider auch das Angebot reiner Nordwohnungen beinhaltet. Das bunte Bild der Wohnungs- und Nutzungsverteilung
wird im Preisgericht kritisch hinterfragt. Die Baugruppen finden sich beispielsweise zwischen Eigentumswohnungen und Mietwohnungsbau wieder, mit geringer Sichtbarkeit und unterschrittenem
Flächenanteil. Den großen Treppenhäusern wird ein eigenes Element zugeordnet, auch wenn im Grundriss die reine Erschließungsfunktion deutlich wird.
Unter den Baufeldern liegen die Tiefgaragen, die von der Karl-Jaggy-Straße und der Lichtensteinstraße erschlossen werden. Die Innenhöfe selbst sind nicht unterbaut, um einen qualitativ hochwertigen
Freiraum zu gewährleisten. Die Quartiersgarage ist im Westen an der Karl-Jaggy Straße gut platziert.
Campus Martinshaus in Kirchentellinsfurt
Planungswettbewerb 2021
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
2. Preis
Protokoll des Preisgerichts vom März 2021
Der Verfasser erhält den kompletten Gebäudebestand auf der östlichen Seite des Wettbewerbsgrundstückes und komplementiert diesen mit den neuen Sonderbausteinen zu einem attraktiven
zusammenhängenden Campus. Durch die bewusste Setzung und unter Ausnutzung der Topografie bildet das neue Pflegeheim an der Billinger Allee einen deutlichen städtebaulichen Akzent, der vom
Preisgericht durchaus in Höhe und Nähe zur Straße und der nördlich angrenzenden Schule kritisch hinterfragt wird. Dieser Gebäudekomplex erfährt in dem gegenüberliegenden bestehenden Martinshaus
seinen städtebaulichen Kontrapunkt. Gemeinsam mit der schulischen Nutzung in einem kleineren eingestreuten Baukörper entsteht ein gemischtes Gesamtensemble. Im Freiraum sieht die Arbeit einen großen
zusammenhängenden Grünraum mit orthogonal
organisiertem Wegesystem und zentraler Spiel- und Bewegungsachse zwischen Schule und Kernzeitbetreuung vor. Dabei entstehen Raumfolgen, die mit unterschiedlichen Charakteren belegt sind und teils
auch direkt den Gebäuden zugeordnet werden. Der Geländesprung zur Schule wird nicht bearbeitet.
Kontrovers diskutiert wird die Höhenlage des Demenzgartens, der ca. 3 m unter dem anschließenden Gelände liegt: einerseits wird eine ‚grabenartige‘ Situation befürchtet, andererseits auf den
selbstverständlichen Raumschluss der Fläche hingewiesen. Gravierender scheint, dass dieser Hof nur von der Tagespflege anstatt von den Stationen aus erschlossen ist, bei denen das Thema Demenz eine
größere Rolle spielt.
Der kompakte Neubau für das Pflegeheim mit dem Ärztezentrum im Erdgeschoss nahe der Billinger Allee und der Zufahrt der Tiefgarage als erster Realisierungsabschnitt lässt eine sukzessive und flexible
Entwicklung aller weiteren Nutzungen zu. Über einen kleinen Vorplatz wird das Pflegeheim erschlossen. Über den Mix an Tagespflege, Verwaltung und Ärztezentrum im Erdgeschoss wird kritisch diskutiert,
auch scheint die Organisation nicht sehr übersichtlich – deutlich an Klarheit gewinnen die Obergeschosse mit großzügigen Atrien und den gewünschten Rundgängen in jeder Station. Der große Anteil an
Nordzimmern stößt dagegen auf wenig Gegenliebe. Etwas zu weit vom nördlich bestehenden Schulkomplex wird in südlicher Achse die Kernzeitbetreuung in einem eigenständigen zweigeschossigen Gebäude
angeboten. Ein weiterer Baustein bildet der Lesepavillon, der optional vorgeschlagen wird und das schulische Angebot ergänzen soll. Das bestehende Martinshaus inkludiert im Erdgeschoss des Kopfbaus
die weiterten schulischen Nutzungen wie Bibliothek und Mediathek, sowie in den Obergeschossen das Wohnen für Studenten und Mitarbeiter. In dem erdgeschossigen Gebäudetrakt wird das Wohnangebot mit
dem betreuten Wohnen folgerichtig komplettiert. Positiv wird die Zuordnung des geschützten Außenbereichs für diese Personengruppe gewertet.
Gewürdigt wird die Haltung, den Gebäudebestand, das Martinshaus, komplett zu bewahren und durch die kompakte Setzung des Pflegeheims zu ergänzen. Lediglich Maßstäblichkeit, Geschossigkeit und Nähe zur Schule und Billinger Straße können an dieser Stelle nicht restlos überzeugen. Positiv bewertet werden die relativ großen Freiflächen für potenzielle Nutzungen in der Zukunft. Die wirtschaftlichen Kenndaten bewegen sich im mittleren Bereich.
Wohngebiet Sieben-Höfe-Straße in Tübingen
Planungswettbewerb 2021
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
Anerkennung
Protokoll des Preisgerichts vom März 2021
Der Entwurf bietet einen interessanten Städtebau, der aus drei Winkelbauten eine Art Rücken zur Weinbergstraße formuliert, sich nach Norden hin aber in Zeilenbauten auflockert, um einen
maßstäblichen Übergang zur Bestandsbebauung zu erreichen, was allerdings nicht durchgehend gelingt. Durch den Städtebau entstehen abwechslungsreiche Freiräume aus dreiseitig gefassten Höfen und einer
Ost-West- Wegeachse. Warum mancher Hof eher dem privaten Grün, ein anderer als Quartierstreff dem öffentlichen Raum zugeordnet wird erschließt sich nicht unmittelbar aus dem Städtebau. Gleichwohl
erkennt die Jury an, dass entlang der Ost-West-Achse spannende und gut bespielbare Freiräume entstehen und das Wohnen ein hochwertiges grünes Umfeld erhält. Auch der Pfarrgarten kann perspektivisch
in das Freiraumsystem eingebunden werden. Verknüpfungen zur Kirche und zur „langen Furche“ sind gegeben, wenn auch etwas umständlich ausformuliert.
Der Städtebau überzeugt allerdings weniger in seiner bautypologischen Ausformung. Die Beschränkung auf gleichförmige Winkel- und Zeilenbauten erzeugt zu wenig räumliche und grundrissbezogene
Vielfalt. Die terrassenartige Abstufung der Winkelbauten führt zu komplizierten Erschließungen, die zudem nicht immer barrierefrei sind.
Der soziale Wohnungsbau ist hingegen gut eingemischt. Die Lage des „robusten Wohnens“ wird positiv beurteilt. Dieses liegt etwas separiert an der Durchwegung zum Pfarrgarten und weist einen
geschützten rückwärtigen Freiraum auf, erlaubt aber auch Blick- und Wegebeziehungen zum Quartierstreff.
Die Parkierung für Pkw erfolgt über zwei Tiefgaragen, was verkehrstechnisch prinzipiell machbar ist, wenn auch mit der Folge zusätzlichen Verkehrs im westlichen Bereich der Sieben-Höfe-Straße.
Insgesamt bietet der Entwurf daher eine solide städtebauliche Grundlage, kann aber in der Ausformulierung der Räume nicht überzeugen. Die auf zwei Blättern knapp gehaltenen Darstellungen wirken
dahingehend schematisch und lassen Gestaltungskraft und Anmutung vermissen.
Regnitzstadt - Entwicklung des Grossparkplatz-Geländes in Erlangen
Planungswettbewerb 2020
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
Anerkennung
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vom Juli 2020
In der städtebaulichen Leitidee überzeugen die Verfasser mit einem gemischt genutzten Quartier und direktem
Anschluss an den Regnitzgrund. Die auf Innenstadtniveau angebotenen Stadträume, der weite Bahnhofsplatz-
West in Tieflage als Leitmotiv der Stadtachse in Verlängerung des Bahnhofs, die beiden Quartiersplätze und
die „Stadtrampe“ samt prominent platziertem Stadtlabor sind mit Augenmaß dimensioniert und versprechen
eine gute Atmosphäre. Der im Ideenteil vorgeschlagene Landschaftsraum über der Autobahn ist zwar ein
reizvoller Gedanke, dürfte jedoch die Realisierung des Projekts in ferne Zukunft verschieben. Insofern folgt das
Preisgericht in seiner Beurteilung der von den Verfassern angebotenen Reduzierung auf eine kleinere
Landschaftsbrücke in Verlängerung der Stadtachse. Denn für die Verbindungsfunktion des Stadtraums mit
dem Landschaftsraum hat dies keinen Nachteil.
Die angemessene Dimensionierung des öffentlichen Raums findet ihre Entsprechung in einem plausiblen
Nutzungsplan, der die empfindliche Wohnnutzung zwischen zwei robustere Schichten einspannt und von
Lärmemissionen abschirmt. Entlang der Autobahn werden die Funktionen Bildung und Forschung
vorgeschlagen, entlang der Bahn Sonderwohnformen mit Lärmschutzgrundrissen und Westorientierung.
Dennoch sind diese aus schalltechnischer Sicht kritisch zu sehen.
Das Zentrum der Berufsschulen für das Gesundheitswesen südlich der Stadtachse mit Bahnhofsplatz ist richtig
platziert.
Die Wohnhöfe im Quartier greifen den Maßstab der Hugenottenstadt auf und interpretieren den historischen
Parzellenstädtebau zeitgemäß. Mit den gro.zügigen Innenhöfen verspricht das Quartier attraktive
Wohnbedingungen. Dies gilt auch für die Fortsetzung im nördlich anschließenden Ideenteil.
Die wechselnden Gebäudehöhen erzeugen ein vielfältiges Stadtbild und gehen auf die unterschiedlichen
Anschlusspunkte ein, wie etwa im Übergang zur nördlich gelegenen Gerberei. Die Hochhausscheibe markiert
als Hotel und Boardinghaus den südlichen Stadteingang und wird – angesichts der Wirkung auf die
Stadtsilhouette - kontrovers gesehen. Die Wiederholung dieses Eingangsmotivs schließt auch den nördlichen
Ideenteil ab, wirkt dort aber allzu bemüht....
Insgesamt gelingt den Verfassern ein guter Entwurf mit Atmosphäre und gut dimensionierten Stadträumen, die
allerdings nicht in Gänze überzeugen können.
Gemeinwesenhaus Köngen
Planungswettbewerb 2017
in Zusammenarbeit mit Ludwig-Architekten, Köngen
Anerkennung
Protokoll des Preisgerichts vom März 2017
Der vorgeschlagene Neubau des Gemeinwesenhauses erweitert das Ensemble der Schulgebäude so, dass ein gut proportionierter Platz entsteht. Der große einladende Haupteingang liegt geschickt gedreht
zum Pausenhof. Allerdings steht der Neubau deutlich zu eng am Bestand.
Der relativ große Baukörper des Gemeinwesenhauses ist aus mehreren Teilbaukörpern gefügt. Die Fügung erscheint etwas ungelenk. Die Gebäudehülle aus Holzlamellen verbindet die Bauteile
wieder.
Die Vorschläge zur Freiraumgestaltung zwischen Gebäude und Sportplatz werden als guter Beitrag gewürdigt.
Im Erdgeschoss bilden zwei Bereiche mit dienenden Räumen eine Klammer um die zentrale Raumfolge von Foyer, Mensa und Multifunktionsraum. Allerdings ist der gewünschte Zusammenhang von Mensa und
Pausenhof nicht überzeugend. Die unklare Raumsituation im Eingangsbereich wird negativ bewertet. Die Haupttreppe in die Obergeschosse liegt unglücklich, Sichtbeziehungen werden dadurch empfindlich
gestört. Die vorgeschlagene Bühne liegt ungeeignet zur verglasten Außenwand, der Bezug zur Landschaft wird dadurch gestört.
Der zentrale Luftraum über der Mensa zum Flur im Obergeschoss lässt gegenseitige Störungen (Schall, Gerüche, ungewünschte Sichtbeziehungen) erwarten. Darüber hinaus erscheint diese räumliche
Situation aus Sicht des Brandschutzes nicht möglich zu sein.
Stadtmitte Erbach
Realisierungswettbewerb 2014
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
1. Preis
Protokoll des Preisgerichts vom Juli 2014
Die städtebauliche Arrondierung und Nachverdichtung im Bestand folgt der Leitidee der Verfasser, diese entlang der historischen Rundwege des Ortes anzusiedeln.
Die Verfasser zeigen in sympathischer Weise auf, dass die wenigen noch historischen Bauten an der Erlenbachstraße mit alter Scheuer und Haus Nr. 22 erhalten bleiben können und dennoch reichlich, aber
behutsame Nachverdichtungen im Bereich der Donaustetter Straße, Erlenbachstraße sowie südlich der Straße am Käppelesberg gelingen können. So bleibt die Grundstruktur des Zentrums lebendig mit
giebel- und traufständigen Gebäuden sowie Durchblicken in rückwärtige Grünstrukturen abwechslungsreich erhalten.
Richtig platziert ist ein neues Bürgerhaus mit anschließendem betreuten Wohnen in Richtung Erlenbach, wo auch ein neues Café in eine attraktive Grünspange am Wasser überleitet. Rathausumfeld und
Marktplatz werden dadurch gestärkt und erhalten eine bessere Zentrumsfunktion für den Ort. Die Wegnahme des Wohnhauses Nummer 47 ist jedoch nur sehr langfristig denkbar, andernfalls müsste diese
Nordsüdspange etwas schmaler ausfallen.
Die Wegeverbindung entlang des Erlenbachs folgt dem aufgeweiteten Bachquerschnitt nach Norden. So entstehen neue qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche am Wasser mit vorher nicht gegebener
Zugänglichkeit, unterschiedlichen Spiel- und Sitzbereichen sowie sanftere Wiesenböschungen. Auch die südlich angrenzende Wohnbebauung profitiert dort über direkte Stegverbindungen von der neuen
attraktiven Bachlandschaft. Das Thema des Rundweges wird im Osten konsequent über einen neuen Platz an der neuen Stadtbibliothek (Blickachse zum Schloss) und weiter über verzahnende städtische
Grünräume zwischen Wohnen und Handel mit Gewerbe bis zu den Wiesenflächen im Norden gezogen. So gelingt den Verfassern eine gute Verzahnung zwischen neuer in Kubatur und Geschossigkeit richtig
gesetzter Bauten und qualitätsvoller Freiräume für alle Generationen.
Die südliche Erlenbachstraße verkehrsberuhigt zu gestalten wird sehr positiv und zielführend für eine verkehrssichere Anbindung zum Bahnhof bewertet. Die Gestaltung des Straßenraums der
zentralen Erlenbachstraße ist hinsichtlich der Radverkehrssicherheit nicht dargestellt. Zu wenig dargestellt ist auch der Bereich für Rathausplatz und Marktplatz. Der textlich genannte
Schutzstreifen für Radfahrer von je 1,25 ist nicht dargestellt. Bei Andocken beidseitig an die 6.0 m breite Fahrgasse wäre das Straßenraumprofil damit überdimensioniert.
Die Erschließung der Wohngebäude zw. Rössleplatz und Oberer Gasse kann aufgrund der dargestellten schmalen Zuwegung so (noch) nicht funktionieren. Insgesamt hat der Entwurf jedoch ein sehr gutes
Potential, den Ort aufbauend auf seine Geschichte und Identität kurz- bis langfristig sehr gut zu einer sich neu definierenden Stadt zu entwickeln.
Ortsmitte Fischerbach
Offener Wettbewerb 2009
in Zusammenarbeit mit mharchitekten, Stuttgart
3. Preis
Protokoll des Preisgerichts vom Oktober 2009
Mit wenigen aber präzisen städtebaulichen und hochbaulichen Mitteln gelingt es den Verfassern, die umfangreiche Aufgabenstellung auf ganz eigenständige Art zu erfüllen. Mit großer Präzision
konzentrieren sich die Verfasser auf die notwendigen Eingriffe und
Veränderungen. Ganz im Geiste der Verfasser werden die öffentlichen Räume aufgewertet. Die Dorfstraße bleibt z.B. Dorfstraße mit einem reduzierten Asphaltbelag. Der Eschbach wird freigelegt ohne
zusätzliche Schnörkel. Im Bereich der Kirche wird lediglich der Kirchweg im Bereich
der Treppe aufgewertet und mit dem Wegesystem des Wäldchens verknüpft. Die Nutzungs- und Gestaltungsidee für den Schlossberg ist ein interessanter Vorschlag, der vom Preisgericht gewürdigt wird.
Die Gestaltung der Gebäude ist allerdings noch zu überarbeiten.
Die Freihaltung der Obstwiese in der Ortsmitte ist ein überraschender Vorschlag, der der Haltung der Verfasser entspricht. Im Preisgericht wurde darüber kontrovers diskutiert. Auch die Nutzung des
Festplatzes als Multifunktionsfläche entspricht nicht nur dem Geist der Verfasser, sondern ist auch eine wirtschaftlich-dörfliche Lösung.
Die Neubauten von Feuerwehr und des Bauhof wie auch das Kleinspielfeld sind behutsam in Topographie und Dorfstruktur integriert. Auch durch die leichte Schrägstellung der Feuerwehr bleibt der
Ortsrand offen zur Landschaft. Der behindertengerechte Zugang vom Rathausplatz ist gewährleistet. Das Trauzimmer ist nicht optimal im EG platziert. Die Lage des Bauhofes ist in Verbindung zu den
Sozialräumen gut platziert. Gemeinsame Nutzungen mit dem Feuerwehrgebäude können nicht herbeigeführt werden. Feuerwehr und Bauhof sind im Prinzip richtig organisiert. Im Feuerwehrgebäude fehlen
WC-Anlagen im OG und die Flexibilität der Schulungsräume ist durch die Treppenanlage gemindert.
Durch die Reduzierung der Mittel ist die Arbeit eine äußerst wirtschaftliche Lösung.
Der Entwurf stellt in seiner Schlichtheit und Konsequenz einen sehr interessanten Wettbewerbsbeitrag dar.